Neues Angebot: Stuttgarter Spielzimmer auf Zeit

Das „Spielzimmer auf Zeit“, ein Projekt der Abteilung für Chancengleichheit der Landeshauptstadt Stuttgart, ist seit heute online. Die Idee dahinter:

Ab Oktober können getrennt lebenden Elternteile, die zu ihren Kindern nach Stuttgart reisen, einen kostenfreien und kindgerechten Raum im Stadtteilhaus Mitte buchen. Der Spielraum steht nach Anmeldung samstags von 9 bis 17 Uhr zur Verfügung.

Kinder benötigen auch nach der Trennung der Eltern eine sichere Bindung zu beiden Elternteilen. Die Landeshauptstadt Stuttgart bietet daher Vätern und Müttern, die von ihrem Kind getrennt leben und keine Wohnung in Stuttgart haben, ein „Spielzimmer auf Zeit“ an: Einen kindgerechten Raum in der Stuttgarter Innenstadt, in dem Eltern und Kinder samstags ungestört Zeit miteinander verbringen können. Das Spielzimmer kann samstags zwischen 9 bis 17 Uhr gebucht werden. An Feiertagen und in den Weihnachtsferien in Baden-Württemberg bleibt das Spielzimmer geschlossen. Um den Spielraum nutzen zu können, ist eine Anmeldung unter spielzimmeraufzeit@stuttgart.de zwingend erforderlich.

Gerade in den Herbst‐ und Wintermonaten, wenn Spielplätze als Treffpunkte ungemütlich werden, bietet das „Spielzimmer auf Zeit“ eine kostenfreie Alternative für Eltern, die nach Stuttgart reisen, um ihre Kinder zu treffen. Der Raum ist unter anderem mit einer kleinen Kuschelecke, Bobbycars, Kinderbüchern und Malsachen ausgestattet und eignet sich besonders für Kinder im Kleinkind‐ und Vorschulbereich.

Das „Spielzimmer auf Zeit“ läuft vorerst bis zum 28. März 2026 und ist ein Projekt der Abteilung für Chancengleichheit der Landeshauptstadt Stuttgart, in Kooperation mit der Wüstenrot Stiftung sowie dem Stadtteilhaus Mitte.

Weitere Informationen unter www.stuttgart.de/spielzimmer-auf-zeit

SWR2 Forum: Von fragil bis toxisch – Was heißt „Männlichkeit“ heute?

Bernd Lechler diskutiert mit
Prof. Dr. Sylka Scholz, Soziologin, Friedrich-Schiller-Universität Jena
Markus Theunert, Psychologe und Publizist, Zürich
Dr. Reinhard Winter, Pädagoge, Sozialwissenschaftliches Institut Tübingen

Alphamänner wie Wladimir Putin und Donald Trump führen Krieg und dominieren die Weltpolitik. Die Zahlen zu Femiziden und Beziehungsgewalt sind bestürzend. In sozialen Medien machen Frauenhasser Karriere, und junge Männer wählen rechts. Schlägt nach metoo und feministischer Debatte nun das Patriarchat zurück? Mit welchen Idealen und Männerbildern wachsen Jungen auf? Wie sähe eine gesündere Männlichkeit aus?

Donnerstag 7. August, 17.05 Uhr, Forum, SWR Kultur

https://www.swr.de/swrkultur/leben-und-gesellschaft/von-fragil-bis-toxisch-was-heisst-maennlichkeit-heute-forum-2025-08-07-100.html

Queerness, Männlichkeiten und Gewalterfahrungen in digitalen und virealen Räumen

Referent Patrick Herzog zu den Verschränkungen von digitalen und realen Räumen – im virealen Raum

Von Thomas König, Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart

Vireale Räume? Was mag das bedeuten? Wie Referent Patrick Herzog vom Verein zur Förderung von Jugendlichen in Stuttgart ausführte, charakterisiert dieser Begriff die Verschränkungen von digitalen und realen Räumen. Er zeigte am Vergleichaktueller Nachrichtenbilder, die Raketenangriffe zeigen, und der Grafik eines 30 Jahre alten Computerspiels von Atari, wie sehr sich die Anmutung gleicht.

Diese Gleichzeitigkeit von tatsächlicher und digitaler Existenz nicht nur in Bildern sei für die Realität junger Leute heute zentral: virtuell und real – zwei Zustände, aktuell kaum mehr zu trennen: eben vireal. 49 Teilnehmende hatten sich zur Veranstaltung online zugeschaltet, die in Kooperation von männer.bw, dem Forum Männer und Väter in Baden-Württemberg, der Sozialberatung Stuttgart | Fachbereich Gewaltprävention, Gewaltschutz für Männer und der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart | Fachbereich Gesellschafts- und Sozialpolitik angeboten wurde.

Gaming und Genderreflexion

Patrick Herzog ist Spiel-, Sozial- und Medienpädagoge sowie Jungenarbeiter. Sein Projekt Vi:real beschäftigt sich mit Gaming und Genderreflexion. Im Rahmen des Projekts Vi:Real, das sich an Jugendliche und junge Erwachsene ebenso wie an Fachkräfte und Ehrenamtliche in der Jugendhilfe richtet, wird aufsuchende Sozialarbeit (Digital Streetwork) auf Gamingplattformen, wie beispielsweise Discord und Twitch, betrieben. Es bietet Unterstützung und Beratung im Kontext von Sexualitäten, Gender und Geschlechtlichkeit und im Bedarfsfall die Weitervermittlung an die Onlineberatung des Vereins zur Förderung von Jugendlichen, sowie an spezifische andere Fach(beratungs)stellen. Zu den Aufgaben gehört auch die Schulung von Fachkräften und Ehrenamtlichen.

Eine reine Schulung war die online-Abendveranstaltung nicht, gleichwohl war Herzogs Vortrag prall mit Informationen und Wissenswertem zum Thema gefüllt: Gewalterfahrungen junger Menschen in digitalen Räumen und deren Einfluss auf Männlichkeiten und Queerness im Kontext ihrer Mediennutzungsgewohnheiten.

Patrick Herzog fragte zunächst, wo Identitätsbildung Jugendlicher heute stattfindet, konkret wo Räume sind, um Freunde zu finden und an welchen Orten Einfluss auf die Entwicklung genommen wird. Digitale Plattformen unterschiedlicher Art spielten dabei laut JIM (Jugend, Information, Medien) und KIM (Kindheit, Internet, Medien) Studien eine wichtige Rolle: WhatsApp, Instagram, Snapchat, TikTok, YouTube u.a. Diese seien Räume, die eine große Relevanz für die Entwicklung von Jugendlichen hätten, sie fungierten als „Wissenszugriffplattformen“, hier sind memes zu finden, die zur Identitätsbildung beitrügen. Es fänden sich die Informationen zu aktuellen Themen wie Krieg, Fußball/Sport, Klimawandel u.a., hier sind allerdings auch Orte, wo sexuelle Belästigung stattfände, am häufigsten auf Instagram, das allerdings auch am meisten von Jugendlichen genutzt werde.

Digitale Spiele und ihre Bedeutung

Auch Gamingplattformen spielten hinsichtlich Genderaspekten eine wichtige Rolle: Minecraft, Fortnite, Brawl Stars, FIFA, u.a. Denn digitale Spiele böten zeitlich begrenzte Erfahrungsräume mit eigenen Regeln und Sinnzusammenhängen. Etwa 75 % der Jugendlichen spielen regelmäßig digitale Spiele. Die JIM-Studie 2024 zeigt, dass männliche Jugendliche für digitales Spielen im Schnitt 114 Minuten täglich aufwenden, weibliche Jugendliche hingegen nur 66 Minuten. Dabei werde immer auch eine Genderrolle gespielt, und frei nach Judith Butler formulierte Patrick Herzog, man spiele immer auch mit oder für einen anderen, wenn auch nur vorgestellt. Gamingplattformen und die Wahl eines Avatars erlaubten es dann auch virtuell, eine Genderrolle zu spielen, die in der Realität vielleicht nicht die eigene ist.

Gleichwohl bliebe das Spannungsfeld von Gender-Binarität: dazwischen fände das Leben statt und Gendervorgaben erwiesen sich als fragile Konstruktionen: Dichotomien dominierten weiterhin in gesellschaftlichen Diskussionen und Prozessen, wie das Beispiel um die Notwendigkeit einer Wehrpflicht in Deutschland zeige. Männlichkeiten als Aspekt von Genderperformance blieben weiterhin dominant, denn männlich markierte Praktiken könnten von Medien prima benutzt werden: um zu kommunizieren, sich auszudrücken, Geld zu generieren, … Männlichkeit wird als soziale Konstruktion betrachtet, die in verschiedenen Lebensbereichen ausgedrückt werden muss.

Wer hat welche Deutungshoheiten?

Letztendlich ginge es um die Frage, wer welche Deutungshoheiten habe. Die sozialen Medien seien zeitlich entgrenzt und 24 Stunden in sieben Tagen die Woche verfügbar. Damit wären auch Konfrontationsmöglichkeiten und Genderperformance immer verfügbar und Jugendliche könnten immer wieder mit binären Vorstellungen konfrontiert werden. Hegemoniale Männlichkeit wird durch die Abwertung nicht-heteronormativer Männlichkeiten konstruiert, wie der Referent durch zwei Beispiele auf Instagram zeigte.

Solche Videos ermöglichten männlichen Jugendlichen eine einfache Identifikation, auch wenn einfache Kausalschlüsse problematisch seien: Ein Filmchen hat nicht automatisch üble Folgen. Gleichwohl könnten die Algorithmen digitaler Plattformen einen verstärkenden Effekt hinsichtlich Verhaltensänderungen haben.

Aus dem Chat der Teilnehmenden heraus, gab es an dieser Stelle als Tipp für Sozialarbeiter:innen: Man könne sich mal auf dem Arbeitshandy einen Account für eine digitale Plattform erstellen und dort einstellen man sei 14 Jahre alt und anschließend mit den Augen von Jugendlichen durch das Angebot scrollen. Patrick Herzog rät, einmal die eigenen Privilegien zu checken und unter heteronormativen Kriterien die „diffuse Normalität“ zu überprüfen: Queere Menschen und sexuelle Minderheiten würden die Abwertungserfahrungen und Diskriminierung bewusst wahrnehmen.

Männlichkeiten und Queerness

Beim Thema Männlichkeit(sperformance) zeige sich, dass Ego-Shooter-Spiele den Krieg immer wieder kulturell rezipierten und da könnten sich Realität und Virtualität in der Wahrnehmung überschneiden. Gleichwohl, das Spiel erlaube auch ein Scheitern, daher könnten Spiele auch für Jungen und Männer interessant sein, anders als etwa Alltagsbezüge in der Schule, die nicht so leicht veränderlich sind. Spiele könnten der Psychohygiene dienen, um aktuelle Belastungen zu verarbeiten und Entlastung zu bieten. Weil im Spiel Wiederholbarkeit gegeben ist, kann jederzeit von vorne begonnen werden, wer im Spiel gestorben ist, kann wiederkommen. So sei das Spiel belanglos, es ist aus der Wirklichkeit herausgekommen, es ist Kultur.

Im Hinblick auf queere Jugendliche führte Patrick Herzog aus, dass die binäre, heteronormative Hegemonie das Hauptproblem für queere Menschen sei, nicht ihre sexuelle Identität. Da sei es gut, dass es durchaus digitale Spieleräume gäbe, die jenseits von Alltagserfahrungen genutzt werden könnten. Simulationsspiele hätten mit den Alltagsdiskriminierungen nichts zu tun. Queere Menschen spielten tatsächlich häufiger Simulationsspiele als andere Menschen, was auf eine stärkere Identifikation mit diesen Spielen hinweist und in der Logik des Spiels ist keine Rechtfertigung notwendig: Es gibt die Freiheit sich etwa einen beliebigen genderunabhängigen Avatar zu wählen.

Queeres Empowerment

Digitale Räume können risikohaft sein, aber auch Chancen bieten: So könnten in safer spaces (Bsp. auf Twitsch) Kontakte zu Gleichgesinnten geknüpft werden, so könnte Communitybuilding stattfinden, Kontakte zu peers und Datingmöglichkeiten seien vorstellbar. Digitale Räume könnten inklusiver sein als die Realität, denn in einem digitalen Spiel ließe sich die jeweilige Figur frei bewegen. Ein Coming-out könnte erleichtert werden, es ließen sich Informationen finden bspw. zum Thema Transsexualität, dies ginge in digitalen Räumen oft leichter als im wahren Leben.

Diskriminierung, Abwertungen und Gewalterfahrungen von Queeren und queer gelesenen Menschen umfassen Rassismus, Queerfeindlichkeit, Transfeindlichkeit und andere Formen der Abwertung.  Diese Intersektionalität, also die gleichzeitige Diskriminierung aufgrund mehrerer Identitätsmerkmale (z.B. Rassismus und Klassismus), kann in digitalen Medien z.B. auf Instagram sowie im Alltag sichtbar gemacht werden, denn von der digitalen Welt erleben LGBTQ+-Personen häufig Stress und negative gesundheitliche Folgen, die bis in die reale Welt hinein wirken.

Zudem ist die Vulnerabilität queerer Jugendlicher oft aufgrund äußerlicher Umstände und gesellschaftlicher Rahmenbedingungen gegeben: einem höheren Risiko für Suizidversuche, (Jugend-)Wohnungslosigkeit, Schulabstinenz durch Mobbing, eine beeinträchtigte psychische Gesundheit, ein riskantes Konsumverhalten oder sexuelle Gewalterfahrungen. Orte der Diskriminierung seien in der Öffentlichkeit, in der Familie, in der Freizeit, bei der Arbeit, im Freundeskreis oder in der Schule zu lokalisieren.

Gewalterfahrungen in digitalen Räumen

Queere Jugendliche geben an, dass sie dreimal so häufig Gewalterfahrungen im digitalen Kontext gemacht hätten als andere Jugendliche, v.a. durch Mobbing (42 % vs. 15 %). 26 % der LGBTQ+-Jugendlichen gaben an, aufgrund ihrer sexuellen Orientierung online gemobbt worden zu sein und 32 % der LGBTQ+-Befragten erlebten online sexuelle Belästigung, viermal häufiger als Nicht-LGBTQ+-Jugendliche (32 % vs. 8 %). Folgen digitaler sexualisierter Gewalt können Ohnmachtserfahrungen, Scham, Ekel und Isolation sein, Retraumatisierungen aufgrund real gemachter Erfahrungen sind möglich.

Das Smartphone als Waffe und Rettungsring zugleich

Nach seinem dichten, ausführlichen und kenntnisreichen Vortrag, der immer wieder von Kommentaren und Nachfragen aus dem Kreis der Teilnehmenden ergänzt wurde, richtete Patrick Herzog noch einen zusammenfassenden Appell an alle, die sozial mit Jugendlichen arbeiten: Wichtig sei ein Schwerpunkt auf dem Thema Medienbildung für alle. Informationstechnische Beratung brauche Transparenz und Unterstützung und die Transparenz müsse auch bezüglich eigener Einfluss-Möglichkeiten (Machtaspekte) gegeben sein. Bereits stattgefundene Gewalterfahrungen junger Menschen seien valide und ernst zu nehmen. Generell sei es im Kontext immer wichtig, die Selbstwirksamkeit junger Menschen zu stärken und die Menschenrechte auch im Bereich digitaler Medien durchzusetzen. Gelänge es, Schutz zu geben, Beteiligung zu fördern und Befähigungen zu vermitteln, wären es wahrlich „Goldene Zeiten für die Profession der Sozialen Arbeit?!“

Weitere Informationen

Projekt Vi:Real – Gaming & Genderreflexion

Taskcard mit Handout und weiteren Resssourcen zum Vortrag

Quelle: Newsletter August / September 2025 der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart

Zeigt, wer ihr seid – und was euch als Mitglied im Bundesforum Männer bewegt

Unser Dachverband möchte die Vielfalt und das Engagement seiner Mitglieder noch stärker sichtbar machen und hat uns um ein schriftliches Interview gebeten. Hier unsere Antworten:

männer.bw | Forum Männer und Väter in Baden-Württemberg

männer.bw ist ein Netzwerk aus Verbänden, Einrichtungen und engagierten Einzelpersonen, die sich aktiv für die Interessen von Männern und Vätern in Baden-Württemberg einsetzen.

Gemeinsam vertreten wir unsere Anliegen auf Landes- und Bundesebene und treiben eine zeitgemäße, gleichstellungsorientierte Männerpolitik voran.

Wir tun das gerne im offenen Dialog, in dem Männer und Väter ihre Erfahrungen teilen und zusammen Ideen für eine gerechtere Gesellschaft entwickeln.

Was macht eure Organisation – und auf welche Weise engagiert ihr euch für Männer und Väter?

männer.bw ist die Interessenvertretung für Männer und Väter in Baden-Württemberg.

Wir setzen uns für eine gleichstellungsorientierte Männerpolitik ein, die die Bedürfnisse aller Geschlechter in den Blick nimmt, und fördern die Weiterentwicklung der Lebenslagen von Männern und Vätern – auf politischer, gesellschaftlicher, institutioneller und individueller Ebene.

Dazu organisieren wir Veranstaltungen und Projekte, fördern Austausch und Dialog und sensibilisieren Politik und Öffentlichkeit für die Anliegen von Männern und Vätern.

Das Forum wird von einem Netzwerk aus Verbänden, Einrichtungen und Einzelpersonen in Baden-Württemberg getragen.

Warum ist es wichtig, Männer und Väter zu adressieren und einzubeziehen, um Gleichstellung und volle Gleichberechtigung aller Geschlechter zu erreichen?

Um echte und nachhaltige Geschlechtergerechtigkeit zu erreichen, ist es unerlässlich, Männer und Väter aktiv in den Gleichstellungsprozess einzubeziehen.

Traditionelle Rollenbilder schreiben ihnen häufig bestimmte Erwartungen an Verhalten und gesellschaftliche Rolle zu – Erwartungen, die sie daran hindern können, ihr volles menschliches Potenzial zu entfalten und sich aktiv für Gleichstellung zu engagieren. Dabei ist Gleichstellung auch für Männer selbst ein Gewinn.

Werden Männer und Väter als gleichberechtigte Partner anerkannt und einbezogen, können sie dazu beitragen, überholte Rollenmuster zu überwinden und eine gerechtere Gesellschaft für alle mitzugestalten. Dafür setzen wir uns ein.

Was findet ihr am Bundesforum Männer besonders wertvoll – und was bedeutet euch die Mitgliedschaft?

Als Mitglied im Bundesforum Männer ist uns der Austausch mit anderen Organisationen besonders wichtig. Wir schätzen die Möglichkeit, uns mit Engagierten aus der Männer- und Väterarbeit zu vernetzen, Erfahrungen zu teilen und gemeinsame Anliegen voranzubringen.

Die Mitgliedschaft stärkt unsere politische Stimme – in Baden-Württemberg und auf Bundesebene. Sie unterstützt uns dabei, uns gezielt für die Anliegen von Männern und Vätern einzusetzen und ihre Perspektiven in die Gleichstellungspolitik einzubringen.

Für uns ist das Bundesforum auch ein Raum des Dialogs und der Weiterentwicklung – ein Ort, an dem wir mit anderen neue Perspektiven entwickeln und konkrete Impulse für eine gerechtere Gesellschaft setzen können.

Bierdeckel-Aktion: Wann ist ein Mann ein Mann?

Bierdeckel-Aktion hinterfragt traditionelles männliches Rollenbild in Stuttgarter Kneipen

Anlässlich der Diversity-Woche der Landeshauptstadt Stuttgart rund um den 27. Mai hat sich die Abteilung für Chancengleichheit der Landeshauptstadt Stuttgart eine besondere Aktion einfallen lassen: Mehr als 15.000 Bierdeckel liegen zur Zeit in zahlreichen Stuttgarter Kneipen aus, um Stereotype des traditionellen männlichen Rollenbildes zu hinterfragen. Mit unterschiedlichen Klischees wie „Männer zeigen keine Schwäche“ oder „Für Männer gehören Raufereien dazu“ will die Abteilung für Chancengleichheit Männer zum Nachdenken über ihr eigenes Männerbild anregen. Kooperationspartner wie der VfB und die Dehoga Stuttgart unterstützen die Ausbringung der Bierdeckel in Stuttgarter Kneipen.

Hintergrund der Sensibilisierungskampagne ist, dass es in Deutschland bis heute strukturelle Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt: Männer leben in der Regel kürzer und riskanter als Frauen, zeigen ein höheres Suchtverhalten, begehen deutlich mehr Straftaten und auch öfter Suizid. Männer werden zugleich häufiger Opfer von Straftaten und Gewalt. Dagegen arbeiten Männer im Vergleich zu Frauen deutlich seltener in Teilzeit und engagieren sich weniger in der Care-Arbeit. Ursache für diese Unterschiede ist oftmals ein starres Rollenverständnis vom Mann als „Alleinentscheider“.

Die Gleichstellungspolitik der Landeshautstadt unterstützt mithilfe der Sensibilisierungskampagne die vielfältigen Lebensentwürfe von Männern, damit eine chancengerechtere Gesellschaft möglich wird.

Männer als Betroffene häuslicher Gewalt. Zahlen, Hintergründe, Hilfsangebote

Häusliche Gewalt gegen Männer? Die gibt es. Nur liegt sie häufig im Schatten der öffentlichen Wahrnehmung – und Hilfsangebote sind zu wenig bekannt. 

Von Thomas König, Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart

Einen Blick auf Zahlen, Hintergründe und Hilfsangebote für gewaltbetroffene Männer zu richten, war das Ziel der Veranstaltung, die von männer.bw (Forum Männer und Väter in Baden-Württemberg), der Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz (BFKM) in Dresden und der Akademie organisiert worden war. 71 Menschen hatten sich zur Online-Teilnahme angemeldet

Gunter Neubauer von männer.bw zitierte aus dem am Veranstaltungstag vorgestellten Monitor „Gewalt gegen Frauen“ des Deutschen Instituts für Menschenrechte. „Deutschland schützt Frauen zu wenig vor Gewalt. Politik, Polizei und Justiz nehmen das nicht ernst genug.“ Es sei daher sehr zu begrüßen, dass die Bundesregierung in der Woche zuvor die Vorlage ihres Gewalthilfegesetzes im Kabinett hatte verabschieden können. Dieses soll den individuellen Rechtsanspruch auf Schutz und Beratung für Betroffene geschlechtsspezifischer und häuslicher Gewalt garantieren, den kostenfreien und niedrigschwelligen Zugang zu Schutz und Beratung sichern und die Finanzierung von Frauenhäusern, Schutzwohnungen und Beratungsstellen regeln. Auch wenn die Medien dazu titelten, es gehe um eine „bessere Hilfe für von Gewalt betroffene Frauen“, so wies Neubauer darauf hin, dass es darüber hinaus auch um trans*, inter* und nicht-binäre (TIN*)-Personen gehe. Und es gehe natürlich auch um den Schutz von Männern.

Die Annahme, dass Männer auch Opfer von Gewalt werden können, scheint schwieriger zu sein als bei Frauen. Sie sei aber Voraussetzung für gelingenden Männergewaltschutz. Ohne andere Betroffenheiten – von Frauen, von TIN*-Personen – zu relativieren, gehe es darum, Gewaltbetroffenheit von Männern sichtbar zu machen.

Schon das Gewaltschutzgesetz, so Neubauer, schütze seit 2002 grundsätzlich alle Menschen, die von Gewalt oder deren Androhung betroffen seien. Es beziehe sich sowohl auf häusliche Gewalt als auch auf Gewalt außerhalb von Nähebeziehungen. Außerdem biete das Gesetz Schutz vor Belästigungen durch Stalking. Auch die Istanbul-Konvention benenne Männer als mögliche Opfer häuslicher Gewalt und fordere sie insbesondere auf, sich an der Verhütung von Gewalt zu beteiligen.

Maenner.bw habe sich zuletzt auch im Beteiligungsprozess zur weiteren  Umsetzung der Istanbul-Konvention in Baden-Württemberg engagiert und im Februar 2024 an der Präsentation des Forschungsberichts „Gewalt gegen Männer in Partnerschaften“ des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen teilgenommen. Und im Herbst 2025 plane die Stiftung Männergesundheit „Gewalt gegen Jungen und Männer als Gesundheitsrisiko“ in Baden-Württemberg die Präsentation des 6. Männergesundheitsberichts, kündigte Neubauer an.

Gewaltbetroffene Männer

Torsten Siegemund, Dipl. Sozialpädagoge und Fachreferent für Fort- und Weiterbildung, sowie Dr.in Anne Gallrein, Fachreferentin für Online-Beratung, stellten Daten, Analysen und ihre Arbeit vor. Sie sind tätig bei der Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz (BKFM), die vom Bundesfamilienministerium gefördert wird. Die BKFM ist zuständig für den Aufbau von Männerschutzeinrichtungen und Beratungsstrukturen in den Bundesländern, erteilt Fach- und Politikberatung, bildet Fachkräfte fort, sorgt für Vernetzung und Unterstützung von Projekten. Die Fachstelle versucht, für Themen wie häusliche Gewalt zu sensibilisieren, gegebenenfalls auch über Bandenwerbung in Fußballstadien, und bietet Qualitätsmanagement zur Umsetzung von Standards an.

Auch wenn Männer überproportional Täter im Feld häuslicher Gewalt seien, so sei Gewalt eine Machttechnik aller, führte Anne Gallrein aus. Die Betroffenheit von Männern und Frauen lasse sich nicht gegeneinander aufrechnen. Vielmehr liege der Schwerpunkt, darauf, „die Verletzlichkeit von Männern anzuerkennen,  ohne die Verletzlichkeit von Frauen zu negieren.“ Häusliche Gewalt finde statt in Partnerschaften, in Familien und im sozialen Nahraum, sie könne innerfamiliär und in Partnerschaften auftreten und physischer, psychischer, sozialer, ökonomischer oder sexueller Natur sein.

So zeige der Bericht des BKA, veröffentlicht im Sommer 2024, dass im Jahr zuvor 256.276 Menschen in Deutschland Opfer häuslicher Gewalt wurden, davon waren 70 Prozent weiblich. Dies sei ein Anstieg um 6,5 Prozent im Vergleich zum Jahr 2022.

78.341 Menschen wurden 2023 Opfer innerfamiliärer Gewalt, also Opfer von Gewalttaten zwischen nahen Angehörigen. Dies seien 6,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Bericht seien nur die polizeilich erfassten Fälle aufgelistet; von einer hohen Dunkelziffer sei auszugehen.

Wenn Betroffene zu 70% weiblich sind, stellt sich natürlich die Frage, welche Menschen die verbleibenden 30% bilden.

Im Jahr 2023 gab es also belegt 180.000 weibliche Betroffene von häuslicher Gewalt, 75.000 männliche, darin enthalten sind auch Kinder und Jugendliche mit einem Anteil von 29,5%. Dies bedeute, dass es 57.500 männliche Betroffene über 21 Jahre gab und jede vierte betroffene Person männlich und erwachsen war.

Insgesamt gebe es wenig (vergleichende) Daten zu männlichen Betroffenen häuslicher Gewalt in der Kriminalitätsstatistik. Zu weiteren, nicht-binären Geschlechtern lägen fast keine Daten vor, erklärte Gallrein.

Frauen seien innerhalb des Feldes der häuslichen Gewalt häufiger von Partnerschaftsgewalt betroffen als Männer; diese litten eher unter innerfamiliärer Gewalt. Jeder zweite bis vierte Mann war schon einmal von (leichter) Partnerschaftsgewalt betroffen, von allen Gewaltformen in unterschiedlichem Ausmaß. Knapp die Hälfte der Betroffenen berichte von psychischer Gewalt. Körperliche Gewalt (inkl. der leichten Formen) trete in 11-30% der Fälle auf; nur mit ca. 5% sei sexualisierte Gewalt vertreten.

Wenn auch Männer weniger häufig von Partnerschaftsgewalt betroffen seien und – falls doch – von weniger schweren Formen, so könnten die emotionalen und körperlichen Folgen dennoch gravierend sein.

Ein großes Dunkelfeld

Dass eine hohe Dunkelziffer bei diesem Thema existiert, belegen Studien: Diese versuchen über Befragungen das Feld aufzuhellen. Für Baden-Württemberg weiß man aus Dunkelfeldstudien, dass nur 11% der Betroffenen, die partnerschaftliche Gewalt erlebt haben, die Taten auch angezeigt zu haben. So haben sie es angegeben

Für betroffene Männer gilt demnach, dass nur 2% Unterstützung bei der Polizei suchten und nur 6% bei einer Beratungsstelle, obwohl sie emotional und körperlich an den Folgen leiden. Andererseits steigt die Zahl der Männer, die sich bei Schutzeinrichtungen melden. Nicht nur die Nachfrage nimmt stark zu, die Zahl der Schutzeinrichtungen auch – auf niedrigem Niveau wenigstens.

Eine simple Einteilung in Täter und Opfer wird den Studien zufolge der Situation oft nicht gerecht. In 75% der Fälle berichteten Betroffene von eigenen Tatanteilen. Sind Männer von häuslicher Gewalt betroffen, so zeigt die Nutzungsstatistik von Hilfseinrichtungen, dass im Falle von Partnerschaftsgewalt die Tatpersonen zu ca. 60% Ex-Partner:innen sind. Bei innerfamiliärer Gewalt sind die Tatpersonen überwiegend männlich.

Derzeit nehmen BFMSFJ, BMI und BKA gemeinsam eine weitere Dunkelfeldstudie vor. Für das Jahr 2025 ist die Veröffentlichung geplant.

Zwei Testimonials

Was sagen Männer, die häusliche Gewalt erfahren haben? Hier können Sie Beispiele nachlesen.

Warum fällt es Männern schwer, Hilfe in Anspruch zu nehmen?

Welche Rolle spielen dabei gesellschaftliche Rahmenbedingungen und tradierte Männlichkeitsbilder? Es sind männerspezifische Hindernisse, die ein Hilfeersuchen erschweren, vor allem eine männliche Sozialisation, denn Junge und Mann-Sein wird erlernt: Er muss stark sein, Bescheid wissen, immer eine Lösung haben, um als Mann anerkannt zu werden. Betroffener zu sein passt nicht ins gängige Bild. Männliche Stereotype werden dabei immer wieder reproduziert: Jungs raufen, Jungs weinen nicht, echte Jungs beschützen Mädchen. Diese Stereotypen führten dann zu männerspezifischen Hindernissen, Hilfe anzunehmen: zur Bagatellisierung eigener Gewalterfahrungen in Beziehungen, zu Scham und Tabus – denn Opfer sind nicht männlich –, zu Isolation und der Angst, für unglaubwürdig befunden zu werden. Dazu kommt mitunter auch die Sorge, den Umgang mit den eigenen Kindern verwehrt zu bekommen.

Diese Hindernisse spiegelten sich auf der gesellschaftlichen Ebene: In der Reaktion Außenstehender auf das Thema (Bagatellisierung: „Hab dich nicht so“), in einer fehlenden Sensibilisierung gegenüber männlicher Verletzbarkeit, weil männliche Betroffene schwer vorstellbar sind. Häusliche Gewalt wird oft binär konstruiert: Mann/Frau, aktiv/ passiv, Täter/Opfer, maskulin/feminin. Betroffene sehen sich durch das derart konstruierte Bild feminisiert; betroffene Männer passen nicht in dieses Schema, queere Personen schon gar nicht. Eine geringe öffentliche Thematisierung bedingt dann fehlende männerspezifische Hilfsangebote.

Beratungs- und Unterstützungsangebote

Mit Blick auf bestehende Hilfsangebote stellten Siegemund und Gallrein den aktuellen Stand des Gewaltschutzes für Männer inklusive der Arbeitsweise von Männerschutzeinrichtungen in Deutschland vor. Sie gaben einen Überblick über die verschiedenen Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten. Die Polizei könne immer Ansprechpartner sein, ebenso wie Beratungsstellen zu häuslicher Gewalt, sexualisierter Gewalt oder Zwangsverheiratung, des weiteren Opferberatungsstellen (z.B. Weißer Ring) oder medizinische Opferschutz- und Traumaambulanzen. Männerspezifische Angebote, wie z.B. Männerschutzeinrichtungen gebe es weniger. Aber in Deutschland entwickle sich ein Netzwerk von Beratungsstellen weiter, die gezielt Männer ansprächen. Die Adressen sind abrufbar über die Kontaktlandkarte der Kampagne „ohne Gewalt leben“.

Das Männerberatungsnetz wird vom Bundesforum Männer getragen und bündelt Beratungsangebote hinsichtlich Konfliktlagen für Jungen, Männer und Väter an.

Das bundesweit erreichbare „Hilfetelefon Gewalt an Männern“ hatte 12.000 Kontakte in den vergangen vier Jahren.

Ein aktuelles Hilfesystem des SKM (Sozialdienst katholischer Männer) bietet unter „Echte Männer reden“ eine  Online-Beratung und eine Übersicht über Beratungsstellen für Männer als Betroffene und als Täter.

Und es gibt Männerschutzeinrichtungen. Aktuell sind das zwölf mit zusammen 49 Plätzen. Das heißt: Für 1.175 betroffene Männer gibt es einen Schutzplatz.

Das Fazit von Anne Gallrein und Torsten Siegemund lautet: Männer sind von Gewalt im sozialen Nahraum betroffen. Ein gut erprobter Schutz und Unterstützungsangebote seien vorhanden; der Bedarf müsse sichtbar gemacht werden. Es gebe jedoch große Lücken im Gewaltschutzsystem; ein bedarfsgerechter Ausbau wäre nötig, der flächendeckend, ausfinanziert und dauerhaft angelegt sein müsste und nicht auf Kosten bestehender Schutzprogramme gehen dürfte.

Aus der Praxis

Ein Bericht aus der Praxis der Sozialberatung Stuttgart kam von Markus Beck. Er ist dort Fachbereichsleiter Gewaltprävention und Gewaltschutz für Männer bei häuslicher Gewalt. Er ergänzte die Zahlen mit praxisnahen Beispielen und erläuterte die Funktion der Sozialberatung bei diesem Thema.

Von Teilnehmenden kam die Anmerkung, Scham und Beschämung übten eine schlimme Wirkung auf die Männer aus; es gebe zu diesem Punkt präventiv noch viel zu tun, gerade auch im Hinblick auf eigene Anteile und Beteiligungen von Männern in Höhe von 75%.

Auf die Frage eines Teilnehmers: „Wie wird mit Täterinnen umgegangen? Wird Ihnen geholfen?“ entgegnete Markus Beck, dies sei in einzelnen Bundesländern unterschiedlich geregelt. Es gebe allerdings kaum spezielle Angebote für Täterinnen, meist gingen sie eher in Richtung Paartherapie. Nur 10% der Klientel in der Täterarbeit der Sozialberatung Stuttgart seien Frauen.

Elsa Böld, im Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg im Gleichstellungsreferat tätig, sprach in ihrem Statement von einem Thema im Schatten öffentlicher Wahrnehmung. Gleichwohl gelte es, Männer als Opfer zu sehen und Ihnen Unterstützung anzubieten, anstatt sie in der Stille leiden zu lassen. Das Ziel müsse sein, die Tabus zu durchbrechen und Hilfe eben für alle betroffenen Menschen anzubieten.

Das Sozialministerium in Baden-Württemberg beteilige sich daher auch finanziell am bundesweiten Hilfetelefon (zusammen mit Bayern, Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern). Der Auf- und Ausbau von Beratungsstellen gehe weiter. Böld dankte im Namen des Ministeriums für ihre Beteiligung insbesondere der Sozialberatung Stuttgart und dem Verein Pfunzkerle in Tübingen.

Zusammen mit der Landesarbeitsgemeinschaft Jungen- und Männerarbeit, führte Elsa Böld weiter aus, gebe es zudem das Projekt Männlichkeiten 2.1, das Männlichkeitsbilder nicht nur mit Hilfe von Videos und anderen Medien sichtbar mache, sondern darüber hinaus auch in Richtung Empathie, Freundschaft, Care als Anteile von Männlichkeit wirksam werden will. Stereotype Bilder sollten aufgebrochen, das Stigma des Opfer-Seins überwunden werden. Die Hoffnung auf eine Verabschiedung des Bundesgewaltschutzgesetzes im Bundestag bestehe weiter, betonte Böld ausdrücklich. Seit Mai dieses Jahres werde zudem der Landesaktionsplan „Gewalt gegen Frauen“ überarbeitet; in zwei Beteiligungsphasen würden männliche Opfer mitbedacht, und als Ergebnis werde eine fachliche Empfehlung an die Ministerien stehen. All die Maßnahmen, so sagte sie ausdrücklich, bedeuteten keine Relativierung des Leids von anderen, also der Frauen.

Weitere Informationen:

SWR-Story: „Meine Frau schlägt mich“ in der ARD-Mediathek:

Bericht der Bundesarbeitsgemeinschaft Täterarbeit Häusliche Gewalt

Quelle: Newsletter Januar 2025 der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart

Austausch mit Stefanie Seelmann MdL

Dietmar Lipkow, Gunter Neubauer und Tilman Kugler trafen sich zum geschlechterpolitischen Austausch mit Stefanie Seelmann von der Fraktion Grüne im Landtag von Baden-Württemberg. Sie vertritt den Wahlkreis Enz und ist Sprecherin für Frauenpolitik und stellvertretende AK-Vorsitzende Soziales, Gesundheit und Integration.

Anlass war unsere Beteiligung bei der entstehenden Gleichstellungsstrategie des Landes. Wir diskutierten insbesondere die Bereiche Männergesundheit und Gewaltwiderfahrnisse von Männern. Daneben ging es auch um Herausforderungen und Chancen der Männer- und Väterarbeit in Baden-Württemberg, um die Förderung differenzierter Männerbilder und um unsere Projekte „Take care, man!“ und „Rechte Männer – rechte Männlichkeiten“.

Wir bedanken uns für die Gelegenheit, männer.bw und unsere männer- und gleichstellungspolitischen Anliegen vorzustellen.

Ein ausführlicher Bericht findet sich auf der Website von Stefanie Seelmann: Austausch mit männer.bw

Austausch mit Niko Reith MdL, Jochen Haußmann MdL und Rudi Fischer MdL

Dietmar Lipkow, Gunter Neubauer und Tilman Kugler trafen sich zum geschlechterpolitischen Austausch mit Abgeordneten der FDP-Landtagsfraktion. Unsere Gesprächspartner waren Niko Reith, Wahlkreis Tuttlingen-Donaueschingen, Sprecher für Wirtschaft und Soziales, und seine Abgeordnetenkollegen aus dem Arbeitskreis Soziales Jochen Haußmann, Wahlkreis Schorndorf, Parlamentarischer Geschäftsführer, stellvertretender Fraktionsvorsitzender und Sprecher für Gesundheit, und Rudi Fischer, Wahlkreis Münsingen-Hechingen und Sprecher für Haushalt, Ländlichen Raum und Senioren.

Die Mitglieder des Landtags waren interessiert an unseren Positionen zu Gleichstellung und Männerpolitik und an Männerperspektiven in der Entwicklung der ressortübergreifenden Gleichstellungsstrategie für Baden-Württemberg. Neben anderem Themen aus unserem Positionspapier zur Gleichstellungsstrategie sprachen wir dabei insbesondere die Themen Männergewaltschutz und Männergesundheitsförderung an. Darüber hinaus kamen wir in einen guten Austausch darüber, wo Männerthemen in den Bereichen Soziales, Gesundheit und Senioren mehr zu berücksichtigen wären.

Unsere Beteiligung am Prozess zur Weiterentwicklung des Landesaktionsplans zur Umsetzung der Istanbul-Konvention

Die Evaluation der Umsetzung der Istanbul-Konvention in Baden-Württemberg (2021-2022) gab einige Impulse zur Weiterentwicklung des bisherigen Landesaktionsplans Gewalt gegen Frauen (2014). Diese wurden auch in einem Beteiligungsprozess zur Weiterentwicklung des Landesaktionsplans zur Umsetzung der Istanbul-Konvention aufgegriffen. Dieser wird im Auftrag des Sozialministeriums von der Allianz für Beteiligung durchgeführt.

Der Evaluationsbericht enthielt erfreulicherweise auch männerbezogene Passagen:

41 % der befragten kommunalen Gleichstellungsbeauftragten sehen für „Angebote für gewaltbetroffene Männer“ einen großen Bedarf, zusätzlich 22 % einen eher großen Bedarf, zusammen also 63 %. (Evaluationsbericht S. 104)

Überdies ist für eine vollumfängliche Umsetzung der IK auch eine Berücksichtigung von und damit verbunden eine Sensibilisierung für Männer als Opfer von Gewalt erforderlich, die zugleich soziale Rollenerwartungen an und Rollenbilder von Frauen und Männern kritisch reflektiert und zu einer Veränderung in der Wahrnehmung von Geschlechterrollen führt. Angesichts dessen hebt der Deutsche Juristinnenbund (2020, S. 16) hervor, dass die IK nicht exklusiv gewaltbetroffene Frauen und deren Kinder (gem. Art. 23 IK) adressiert, sondern auch männliche Opfer von Gewalt miteinschließt.

In Baden-Württemberg gibt es aktuell zwei Schutzeinrichtungen, die sich auch an männliche Opfer richten. Daneben sind elf FBS für gewaltbetroffene Männer / männliche Jugendliche, zwei regionale Männernotrufe, ein bundesweites Hilfetelefon (08001239900) und zehn FBS zu sexualisierter Gewalt zu finden (Stand Mai 2021) (zum Männerhilfetelefon siehe auch: Kap. 5.2). (Evaluationsbericht S. 141)

Zusammen mit unserem Netzwerk beteiligen wir uns nun an den sechs Arbeitsgruppen zur Weiterentwicklung des Landesaktionsplans.

AG 1 „Steuerung und Finanzierung“

  • Markus Beck, Sozialberatung Stuttgart

AG 2 „Prävention“

  • Armin Krohe-Amann, Pfunzkerle Tübingen
  • Vertretung: Gunter Neubauer, SOWIT Tübingen

AG 3 „Häusliche Gewalt und Femizide“: Donnerstag, 10. Oktober, 14-17 Uhr (online)

  • Barbara Herbst, Sozialberatung Stuttgart

AG 4 „Sexualisierte Gewalt“

  • Hans-Joachim Lenz, Ebringen
  • Vertretung: Johannes Löhbach, Ruf und Rat Stuttgart

AG 5 „Digitalisierte Gewalt“

  • Patrick Herzog, Verein für Jugendliche Stuttgart

AG 6 „Zielgruppenspezifische Maßnahmen“

  • Martin Dinges, Stuttgart
  • Vertretung: Udo Fuchs, Sozialberatung Stuttgart

Die Prozessergebnisse werden Ende 2024 mit dem Beirat abgestimmt und anschließend als fachliche Empfehlung an die Ministerien zur ressortübergreifenden Abstimmung gegeben.